Das Pissoir

  • von Gerda Drabek
  • 15 Mai, 2019

Ich sitze oder besser gesagt ich liege im Wohnzimmer auf der Couch und schaue fern. Meine Lieblingsbeschäftigung. Eigentlich bin ich Surferin – Sofa Surferin – und somit istschon alles in Richtung Sport unterwegs. Ich gestehe: ich bin faul. Stimmt auch nichtganz. Ich arbeite viel, ich mache sauber, ich kümmere mich um alles und jeden. Aberwenn ich dann mal mit allem fertig bin und auf meinem Sofa relaxe (so heißt das heute),dann tue ich auch dies mit voller Hingabe.

Jakob und Luise sind in der Küche, was im Klartext heißt, sie sind ca. vier Meter von mir entfernt. Luise pirscht sich an, schaut mir in die Augen, lächelt ein bisschen und hüpft zurück in die Küche. Dann flüstert sie Jakob etwas ins Ohr und der wirkt, als würde er lauthals (was bei Kaninchen immer noch lautlos ist) lachen. Mit einem dicken Grinser im Gesicht pirscht er sich jetzt heran, schaut mich an, grinst ebenfalls blöd und hoppelt
zurück. Dann flüstert er was in Luises Ohr, beiden drehen sich zu mir, grinsen und drehen sich wieder weg. Sie hecken was aus – soviel ist klar.
Ich nicke ganz gerne ein vorm Fernseher und wahrscheinlich schnarche ich dann auch so vor mich hin. Ich weiß nicht, ob die beiden Angst vor meinem Schnarchen haben oder ob sie vielleicht in der Zwischenzeit unseres Zusammenlebens daran gewöhnt sind. Und wahrscheinlich haben sich beiden zuerst darüber unterhalten, dass ich jetzt gleich wieder einschlafen und schnarchen werde. In dieser Phase sind sie sicher vor mir auf und ab gesprungen, haben Grimassen geschnitten und mich nachgemacht wie sich mein dicker Bauch im Takt zum Schnarchen auf und ab bewegt hat. Wenn sie eine Kamera und einen Computer hätten – bzw. wenn ich eines davon hätte – würden sie sicher heimlich Fotos von mir machen und unter www.rabbits-living-with-idiots.com ins Netz stellen. An dieser Stelle erinnere ich mir wieder einmal daran, dass ich auf keinen
Fall Internet und einen Computer zu Hause haben darf. Denn erstens würden sie sowieso ständig alle Kabeln durchbeißen oder all diese  moderne Technik gegen mich verwenden.
Ich wache sozusagen wieder auf. Alles schient ruhig. Aber meine Augen sehen in diesem Moment zwei lachende Hasen, Jakob noch mehr als Luise. Sie versucht ihr Lachen einfach diskret zu unterdrücken, was ihr aber nicht wirklich gelingt. Ich stehe auf, weil meine innere Stimme sagt, dass irgendwas nicht stimmt. Ich schreite in die Küche – und da sehe ich es schon: ganz hinten, zwischen Eiskasten und Küchenkasten, ein riesiger gelber Fleck. Jakob hat wieder einmal, und ich weiß nicht warum, in diese Ecke gepisst. Hasen-Urin hat einen furchtbar intensiven Geruch. Er lässt sich zwar auf den Fliesen, die ich nach einem Jahr und einem halb aufgeweichten Parkettboden endlich hab machen lassen, gut wegwischen, aber der Gestank hält sich trotzdem. Gott sei Dank wurden Putzmittel mit Chlorid erfunden, das tötet Geruch, Bakterien – und, glauben Sie mir: Parkett. Also frisch ans Werk, Küchenrolle zur Hand und bücken! Und da ist es: ich spüre hinter mir geht was vor, drehe mich blitzartig um und mir wird klar: Jakob pisst absichtlich in diese Ecke. Damit ich mich richtig bücken muss und mein überaus großes Hinterteil so richtig in die Höhe strecken muss. Dass ist für Jakob die Abendshow!!!! Dieser Bastard windet sich beinahe vor lachen und muss sein kleines Bäuchlein symbolisch festhalten, damit er keinen Magendurchbruch hat. Luise hat auch gelacht, hat sich aber sofort ins Häuschen verzogen und mir den Rücken zugewandt. Sie lacht Ladylike ins Stroh hinein. Ich bin fertig mit wischen, desinfizieren und kann jetzt meinen Allerwertesten vom Boden erheben. Ich schaue dabei Jakob ganz tief in die Augen, kleine Tränen kullern über sein Gesicht – ganz eindeutig vom Lachen. Ich hasse ihn. Und gleichzeitig ist er auch überaus traurig, dass seine Show schon vorbei ist, was soll er jetzt mit dem restlichen Abend anfangen? Luise hat die Situation verstanden, springt mit einem Satz aus dem Häuschen auf Jakob zu und flüstert in sein Ohr „Hör auf du Idiot! Wenn du sie weiterhin so auslachst, dann macht sie die große weiße Schachtel (vulgo Kühlschrank) nie wieder auf! Wenn wir heute kein Abendessen mehr bekommen, dann ist das deine Schuld!“ Auch wenn ich nicht Frau Dr. Doolittle bin, kann ich sie doch verstehen. Und sie hat recht: Strafe muss sein. Heute werden sie hungrig zu Bett gehen. Wahrscheinlich. Eventuell. Ich nehme mir genüsslich ein Stück Schokolade aus meiner Naschlade und lutsche es vor den beiden. Ich demonstriere damit meine Macht einer Hand gegenüber einer Pfote, die das Öffnen von Laden mühelos ermöglicht und weiters erkläre ich Jakob damit, dass mein Hinterteil nicht kleiner werden wird. Seine Shows sind gesichert. Bis zu
dem Tag, wo ich ihn oder beide in einem Schuhkarton im Wald aussetzen werde …
von Gerda Drabek 15. Mai 2019
Ich öffne vorsichtig die Wohnzimmertür, versuche auch
hier Licht zu machen, verdammt, nichts geht mehr. Dann rieche ich verbranntes Fleisch.
Dann bemerke ich die Kälte im Raum. Dann rieche ich noch immer verbranntes Fleisch
und sofort ist der Alkoholgehalt in meinem Blut drastisch gesunken. Panik bricht
langsam aber sicher aus. Ich suche nach einer Taschenlampe, ich breche beinahe
meine kleine Zehe auf dem Weg dorthin, dieser Geruch macht mich verrückt.
Mit der Taschenlampe schreite ich zitternd zurück und sage mit ängstlicher Stimme
"Luise" "Hallo" „Ist da jemand“- als ob wer antworten würde. Dann höre ich eine Art
kratzen aus der Ecke kommen. Tränen sind irgendwie schon in meinen Augen, was ist
da los? Dann sehe ich mein Häschen in der Ecke kauernd, ich packe sie und hebe sie
an meine Brust. Jetzt ist der Geruch unerträglich. Ich leuchte auf sie mit meiner kleinen
Taschenlampe und - mein Gott, ihr halbes Gesicht ist verbrannt, ihre kleinen Äuglein
geschwollen und ihr hübsches Gesicht wirkt wie nackt ohne schwarzes Fell. Sie zittert
vor Angst. Ich halte sie einfach nur fest und weine.
Was soll ich jetzt tun? Mitten in der Nacht. Kein Licht, keine Heizung und kein Geräusch.
Es ist wie der Tag nach dem Supergau. Man ist so abhängig von Elektrizität, dass ist mir
jetzt klar. Ich kann mir weder einen wärmenden Tee machen noch sonst was. Mein
Handy hat schon lange keinen Akku mehr, also an Musikhören ist nicht zu denken. Ich
besitze keinen Laptop, also ist jede Art der Geräusch-mach-Möglichkeiten genommen.
Und ich habe einen todkranken halbverbrannten Hasen in der Hand.
Das Leben ist scheiße. Ich gehe direkt ins Bett, neben mir die kleine Taschenlampe, auf
mir ein ‚Angsthase‘, es ist wie im Showdown von "Der englische Patient". Sinnloses
Warten auf Morgen. Irgendwann schlafen wir beide ein. Luise vor Schmerzen und ich
vor Angst und Alkohol. Stunden später endlich Licht. Kurz nach sieben. Ich muss auf die
Toilette und am Weg dorthin stellt sich mir ein Chaos dar. Überall im Wohnzimmer liegen
DVDs am Boden verstreut. Was ist da passiert? Eine Hasenparty? Wo sind die anderen
Gäste. Am WC wird mir klar, was los war. Luise - damals noch so wie ich ein
(un)glücklicher Single, hat in mühsamer Kleinarbeit unter der dem Einfluss von totaler
Fadesse langsam aber sicher alle DVDs aus dem Fernsehkasten hervorgezogen um
dann in unerforschtes Gebiet vorzudringen. Dahinter befindet sich nämlich die
Verkabelung vom Player zum Fernseher zur Antenne und so weiter. Und dann muss sie
auf ein Kabel gebissen haben, ein Schlag, ein Blitz und los geht die Misere. Dieser Blitz
muss ihr Gesicht verbrannt haben und gleichzeitig muss nicht nur der
Sicherheitsschalter in meiner Wohnung gefallen sein, sondern gleich die Sicherung des
Hauses angeschlagen haben und unser gesamter Wohnblock ist im Dunkeln gewesen.
Klappern am Gang. Ich sehe durch das Guckloch. Mein Nachbar repariert die Sicherung
im Gang - Licht ist wieder an im Haus. Ich werde niemanden erzählen, dass ich den
Grund dafür kenne. Sonst steinigen sie mich - oder Luise. Nach der Morgentoilette
schalte ich meinen FI wieder an und auch bei mir wird es wieder Licht. Dann sitze ich in
der Kälte rauchend am Küchentisch und warte bis eine Minute vor acht. Dann rufe ich
den Tierarzt Notruf an - der Doktor beruhigt mich mit seiner sanften Stimme bereits am
Telefon. Ich soll doch in die Ordination kommen, er sperrt mir auf. Alles wird gut sagt er.
ich glaube ihm ein wenig. Und schnappe mein Luischen und rase zu ihm. Sie hatte
großes Glück. Es wird wirklich alles wieder gut. Das Fell wächst nach, das Auge ist nur
entzündet und der Schock wird auch wieder vergehen. Sie wird sich aber trotzdem nicht
merken, was ihre offensichtliche Plastik-Sucht ausgelöst hat. Sie wird es wieder tun.
Also gibt es ab sofort neue Regeln. In der Zeit, in der ich nicht da bin oder schlafe, darf
Luise "nur" in der Küche sein, da sind alle Kabeln in der Wand verlegt. Sie kann nur die
Wand anknabbern, auf die Fliesen pissen oder das Geschirrtuch zerfetzen. Alles kein
tödliches Problem.
Und immer noch besser, als wie bei anderen Kaninchen-Haltern. Dort sitzen oft zwei
Hasen in einem kleinen Käfig, den ganzen Tag lang. bis vielleicht nachmittags das
dumme Kind einen der Hasen aus dem Käfig zerrt und ihn kurz wild streichelt oder bei
den Ohren zieht oder sonst was. Und von den tollen Hasen Züchtern, die bis zu fünf
Tiere in einem Käfig halten, als Gebärmaschinen verwenden um sie dann
abzuschlachten, wollen wir gar nicht reden. Also ich glaube, ich kann Luise mit gutem
Gewissen in ihrer sieben Quadratmater Küche mit Ausblick in den Garten lassen. Der
Doktor für das liebe Vieh sieht das auch so. Und Ärzte irren nie ;-)
von Gerda Drabek 15. Mai 2019
Ich rufe, ich suche überall nach Jakob. Zuerst oberirdisch, dann sozusagen unterirdisch.
Unter dem Sofa, unter dem Kasten, unter dem Bett. Kein Jakob weit und breit. Meine
gesamte Wohnung hat 50 Quadratmeter, man sollte nicht glauben welch unendliche
Weiten sich in so einem Fall auftun. Minuten vergehen, Luise hat sich in der
Zwischenzeit hinter mir aufgebaut und hilft mir suchen. Natürlich verfolgt sie eine klare
Absicht damit: wenn sie dann gemeinsam mit Jakob nochmals in die Küche hüpft, hat
sie – so wie ihr Ehemann – eine weitere fruchtige Versuchung verdient. Das ist ihr Plan,
meiner ist einfach, dass ich müde bin und ins Bett will. Ich beginne meine Runde wieder
von vorn und das Ergebnis ist beinahe Resignation. Ich lasse mich verzweifelt aufs Bett
fallen – das wird wohl heute nichts mehr mit Schlafen. Kann er raus gelaufen sein? Soll
ich jetzt in der stockdunklen Nacht mit einer ganz kleinen Taschenlampe draußen nach
ihm suchen? Die Chancen ihn zu finden liegen bei etwas 0,01 Prozent. Oder soll ich am
Morgen nach ihm suchen? Und einfach den Blutspuren folgen, die der Fuchs vom
Klostergarten vis a vis sicher hinter lassen hat, folgen? Dieser Gedanke lässt mich
sicher ruhig schlafen :-( Ich liege noch immer am Bett und starre knapp weinend an die
Decke. Und jetzt beginnt eine offensichtliche Halluzination: in meinem linken
Augenwinkel sehe ich, dass sich der bodenlange Vorhang meiner Balkontüre (ein
„Französischer Balkon“ – also sprich keiner, aber eine Türe wie wenn einer dahinter
wäre) sich bewegt. Das ist schier unmöglich. Wie schrecklich, Jakob ist nur kurze Zeit
abgängig und schon fantasiere ich. Wenn ich ihn nicht finde, dann liefern sie mich sicher
in die Klappsmühle ein. Also ist ein Suchen in finsterer Nacht unumgänglich. Und wie ich
meinen übermüdeten Körper und mein mir Streiche spielendes Hirn langsam vom Bett
hoch hieve, sehe ich den Shooting Star der städtischen Hasenbühne: We proudly
present: Mr. Jakob Houdini!!!! Jakob hat sich hinter dem Vorhang versteckt, obwohl er
gar nicht bis zehn gezählt hat. Oder vielleicht habe ich sein Zählen einfach nicht
gehört…. Der schwere Vorhang bleibt an seiner Stirn hängen und irgendwie sieht er aus
wie eine Mischung aus der Mutter Gottes und einem Beduinen, der seinen Kopfschmuck
gelüftet hat. Ich muss so lachen, der Anblick ist nur allzu komisch. Und schon habe ich
vergessen, dass mich sein Schauspiel eigentlich einen kleinen Schlaganfall gekostet
hat. Vergessen, das war die Show wert. Sein Blick mir gegenüber ist unglaubwürdig. Er
hat eindeutig Applaus in Form von Essbarem erwartet und kein Gelächter. „Jakob, die
Vorstellung war großartig“ sage ich ihm. „Es ist kein auslachen – es ist das Lachen des
dankbaren Publikums, dass großartig von deiner One-Rabbit-Show unterhalten wurde“.
Er zieht seine Mundwinkel nach oben, verneigt sich und hoppelt Richtung seiner
„Garderobe“. Er dreht sich noch einmal um zum Publikum – er weiß, dass seine Gage in
Fruchtdrops ausbezahlt werden wird. Und die Moral von der Geschichte: Platz für
Kreativität ist in der kleinsten Hütte …
von Gerda Drabek 15. Mai 2019
Egal, zurück zum Anfang der Geschichte. Was soll man an einem total verregneten
Sonntag nachmittag allein in seiner Wohnung machen, wenn Fernsehen und Schlafen
keine Option sind? Richtig: Putzen! Also alle Lappen und Sprühflaschen hergeholt und
mutig ans Werk. Wischen, waschen, saugen, dazwischen woanders wischen, trocken
wischen, hinterher wischen. Staubwischen, Bodenwischen, Fenster wischen, dem
Wischen sind keine Grenzen gesetzt. Luise läuft immer hinter mir her, wie ein kleiner
treuer Hund. Ihr ist auch fad, sie wollte aber gerne noch einen weiteren Film schauen.
Sie liebt Fernsehen. Außer zum Beispiel „Kommissar Rex“. Wenn sie einen Hund bellen
hört, dann hüpft sie immer panisch vom Sofa und verkriecht sich in ihrem Haus. Das ist
der natürliche Instinkt, denn sie weiß ja nicht, dass der Hund aus dem Fernseher ihr
nicht nahe kommen kann. Aber „Kommissar Rex“ ist sowieso nichts für Jugendliche :-),
den muss ich mir eben Nachts alleine ansehen.
Manchmal wische ich ihr mit meinem Staubtuch über das Köpfchen, das findet sie mehr
als lustig. Zuerst schmeichelt sie sich in das Tuch und dann hüpft sie wie ein Ziegenbock
davon. Und ich schwöre: sie lacht dabei. Ihr kleiner Mund verzieht sich richtig nach oben
und wenn sie sprechen könnte, dann würde sie laut loslachen und sagen: Weiter so
Mami. Hingegen wenn ich mit dem Staubsauger komme, dann wird sie zur
Drachentöterin!!! Sie läuft der Bürste richtig entgegen und ruft
„Geronimooooooooooooo“, stürzt sich auf die Bürste um das schwarze Ungeheuer zu
besiegen und gibt aber sofort wieder auf, läuft weg und versteckt sich unter dem Bett.
Dann wartet sie ab, entwickelt einen neuen Schlachtplan um im richtigen Moment
wieder zuzuschlagen und den Feind zu knechten. Luise kennt keine Furcht (okay -außer
Hunde im Fernseher). Kein Staubsauger dieser Welt kann ihr wirklich Angst einjagen.
Ich liebe mein tapferes Mädchen.
Heute mache einmal meine Kästen von innen sauber. Ich ordne die Hängesachen nach
Themen und dann innerhalb des Themas nach Farben. Also zum Beispiel alle Röcke
zusammen, dann Sommer und Winter trennen und innerhalb von Sommer und Winter
von hell nach dunkel. Da ich vorwiegend schwarz trage, ist das mit den Farben ein
leichtes Spiel. Luise hockt am Bett und schüttelt den Kopf. Für sie ist das reine
Zeitverschwendung, sie trägt Jahraus Jahrein den gleich schwarzen Hasenfellmantel.
Ich glaube, dass sie sich denkt, dass sie bei einer Gestörten wohnt. Immer wenn ich
mich zu ihr umdrehe, dann bekomme ich diesen mitleidigen Blick von ihr: „Du spinnst ja“
sagt sie, „geh lieber in die Küche und hol mir eine Karotte aus dem Kühlschrank“. Sie
hat es immer noch geschafft die Kühlschranktüre alleine zu öffnen und ich glaube, dass
setzt ihr zu. Wenn sie alleine zum Futterreservat kommen könnte, dann wäre ich
überflüssig … Das ich aber das Geld verdiene um damit die Karotten überhaupt in den
Kühlschrank zu bringen in einer Wohnung die auch nicht von Nichts kommt, daran denkt
sie ja nicht. Egal, sie wird das mit der Kühlschranktür sowieso nie alleine schaffen, also
will ich sie mit dem Rundum gar nicht erst langweilen. Ihr Blick sagt mir manchmal auch
„ich sterbe vor Hunger“, dabei ist sie mehr als wohlgenährt – weil ich diesem Blick nicht
immer widerstehen kann.
Also Luise schaut mir gelangweilt zu und ich wische im Takt zu Schlagermusik meinen
frisch sortierten Kasten aus. Dann schiebe ich die Kästen noch ein wenig beiseite, damit
ich mit dem Staubsauger auch schön noch hinter den Kasten kommen kann um ca. eine
Million kleiner Hasenhaare zu beseitigen. Wenn schon Großputz, denn schon. Der letzte
Kasten wird verschoben und alles geht jetzt ganz schnell. Ich sehe Luise wie sie
zwischen meinen Beinen in den Spalt zwischen zwei Kästen hoppelt. Ich mache einen
Schritt nach hinten um nicht auf sie zu treten, da fällt vom Kasten ein Koffer mit all
meinen Handtaschen herunter genau in den Spalt hinein. Ich schreie auf und schließe
gleichzeitig meine Augen vor dem Elend, dass sich mir gleich bieten wird. Der Koffer ist
schneller gerutscht als ich reagieren konnte. Ich habe Angst die Augen zu öffnen, weil
mir ist klar, dass das Gewicht eines Koffers voll mit unnötigen gekauften und teilweise
extrem hässlichen Handtaschen für ein Häschen tödlich sein kann. Es ´sind gefühlt fünf
Minuten und wahrscheinlich wirklich fünf Sekunden vergangen seit der „Handtaschen-
Koffer-Mure“ …. Ich fasse Mut … ich öffne die Augen … der Koffer ist wie von
Geisterhand (wahrscheinlich sind im freien Fall alle Handtaschen nach unten gerutscht)
zehn Zentimeter über dem Boden zwischen den Kästen stecken geblieben!!!! Luise ist
verschwunden, oder? Ich gehe langsam in die Knie und schaue vorsichtig unter den
Koffer. Da sitzt seelenruhig mein Luischen und starrt mich an. „Was glotzt du so blöd“
fragt sie, „ich bin Super-Rabbit“. Wenn der Koffer noch tiefer gerutscht wäre, dann hätt
ich mich einfach dagegengestemmt“. Sie hoppelt fröhlich vom Beinahe-Tatort weg,
zielstrebig zur Küche, zum Eiskasten und wartet dort auf eine Belohnung. Auch
Superhelden brauchen Anerkennung - in diesem Fall eine KK (Kryptonit Karotte) :-)